Es gibt kaum ein Wendeszenario, das vor allem seitens Wirtschaft mit so viel Verve und Investition vorangetrieben wird wie die Verkehrswende. Die Entwicklung der E-Mobilität einerseits, Projekte für vernetzte Mobilität im Nahverkehr andererseits: Lässt sich mit diesen Hebeln eine Verkehrswende hinlegen? Mit Blick auf die Straße kommen berechtigte Zweifel auf.

Auch wenn Lastenräder, E-Bikes und Scooter das Straßenbild verändern, der Individualverkehr behauptet sein Primat. Ob ruhend oder rollend: Autos dominieren Wohnumfelder, beeinträchtigen Umwelt, Lebensqualität und Gesundheit. Das erleben wir tagtäglich. Es gibt also kein Erkenntnis-, sondern ein Handlungsdefizit bei den Nutzerinnen und Nutzern.

Wieso fällt den meisten Menschen ein Umstieg auf nachhaltigere Formen der Mobilität so schwer? Anders gefragt: Was ist am Autofahren so geil? Holen die Gamechanger den mobilen Menschen einfach nicht richtig ab? Fragen, die uns als Marken- und Kommunikationsstrategen bewegen.

Es gibt kaum ein Wendeszenario, das vor allem seitens Wirtschaft mit so viel Verve und Investition vorangetrieben wird wie die Verkehrswende. Die Entwicklung der e-Mobilität einerseits, Projekte für vernetzte Mobilität im Nahverkehr andererseits: Lässt sich mit diesen Hebeln eine Verkehrswende hinlegen? Mit Blick auf die Straße kommen berechtigte Zweifel auf.
Auch wenn Lastenräder, E-Bikes und Scooter das Straßenbild verändern, der Individualverkehr behauptet sein Primat. Ob ruhend oder rollend: Autos dominieren Wohnumfelder, beeinträchtigen Umwelt, Lebensqualität und Gesundheit. Das erleben wir tagtäglich. Es gibt also kein Erkenntnis-, sondern ein Handlungsdefizit bei den Nutzerinnen und Nutzern.

Wieso fällt den meisten Menschen ein Umstieg auf nachhaltigere Formen der Mobilität so schwer? Anders gefragt: Was ist am Autofahren so geil? Holen die Gamechanger den mobilen Menschen einfach nicht richtig ab? Fragen, die uns als Marken- und Kommunikationsstrategen bewegen.

MOBILITÄT DER ZUKUNFT:
SCHAUEN WIR UNS AN, WOHIN DIE REISE GEHT

Elektrifizierung, Automatisierung, Digitalisierung, Sensorik: Im Zusammenspiel dieser Technologien eröffnen sich neue Dimensionen sowohl für die Automobilität, deren Ende schon prognostiziert war, als auch für vernetzte Mobilität. Die Automobilbranche ist Technologietreiber und – das ist neu – die Nahverkehrsunternehmen steigen ins Geschäft ein. Gemeinsam ist ihnen ein neues Grundverständnis:

Mobilität als smarte Dienstleistung

Mit der E-Mobilität wird das Auto selbst zum Dienstleister. „Tablets auf Rädern“ so stellt ein führender Automobilhersteller auf der IAA 2020 seine E-Klasse vor. „Du kannst damit Dinge tun, die du nicht für möglich gehalten hättest. Und die dir das Leben jeden Tag etwas leichter machen.“ Aha … Wie das geht? Per integrierter Augmented-Reality-Systeme (AR-Systeme) beispielweise. Die Frontscheibe wird dabei zum smarten Display, simuliert die Straßensituation und ergänzt diese um Informationen aus dem Navigationssystem. Damit assistiert das AR-System dem Fahrer, der Fahrerin: vom Spurhalten über einzuhaltende Sicherheitsabstände bis zur Ankündigung des Spurwechsels beim Abbiegen und vielem mehr.

AR-Systeme sind eine Grundbedingung für autonomes Fahren. Das ist das nächste Level. Bei Wagenklassen mit gehobener Ausstattung kann man dann per Knopfdruck auf autonomes Fahren umswitchen und sich mit anderen Dingen beschäftigen … Wenn man schon keinen Spaß mehr am Fahren mehr hat, dann wenigstens beim Fahren.

Individualverkehr wird durch diese technische Entwicklung nicht reduziert; aber das ist auch nicht Absicht der Entwickler. Im Gegenteil. Mit einer Entertainment-Technologie erweitern sie die Privatsphäre in den „fahrenden Innenraum“. Fährt das Auto dann erstmal von selber, kann man sich voll und ganz dem Entertainment hingeben. Laut der Unternehmensberatung McKinsey verbringen täglich mehr als 1,2 Milliarden Menschen im Durchschnitt 50 Minuten im Auto. Das ist ungefähr die selbe Zeit, die sie auf Facebook und Spotify verbringen. Hier werden Bedürfnisse der Kunden von morgen antizipiert.

Ein Schwenk zum öffentlichen Nahverkehr

Frei nach dem Motto „Do it your way“ beginnen Nahverkehre individuelle Formen der Fortbewegung in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren: von neuartigen On-Demand-Shuttles für eine kleinräumige Mobilität bis zu Sharing-Angeboten von Drittanbietern. Ihr Vorteil gegenüber den Automobilkonzernen (die neben ihrem Kerngeschäft durchaus auch ins Geschäftsfeld vernetzte Mobilität drängen): sie verfügen von der Verkehrsplanung über Tarif-, Abrechnungs- und Bezahlsysteme bis hin zu digitalen Fahrplanauskünften und Fahrplan-Apps über eine Infrastruktur für die Vernetzung von Mobilität und deren Organisation für viele. Das Vernetzungskonzept birgt also die große Chance, den Individualverkehr wirklich nachhaltig zu reduzieren, mit der durchaus positiven „Erlebnis-Bilanz“ für Nutzerinnen und Nutzer, individuell und umweltfreundlich mobil zu sein und im städtischen Raum oder im eigenen Wohnumfeld mehr Freifläche genießen zu können.

Vergleicht man unter der Perspektive „Verkehrswende“ die Konzepte der Automobilbranche und des öffentlichen Nahverkehres könnte man sagen: die Automobilbranche hat weniger ein Imageproblem als ein Glaubwürdigkeitsproblem, der Nahverkehr hingegen hat kein Glaubwürdigkeitsproblem, jedoch ein nicht geringes Imageproblem.

Als Agentur für Veränderung und Kreative mit Haltung arbeiten wir lieber auf Seiten der Öffis; machen lieber Imagewerbung als Glitter auf fehlende Glaubwürdigkeit. Die Öffis haben das Potenzial, eine Mobilitätswende herbeizuführen. Ihr Handicap ist struktureller Natur. Da ist der lange Weg durch verkehrs- und kommunalpolitische Gremien, wo eigentlich agile Entscheidungsstrukturen Not täten.

Es fehlt vor allem auch an originellen und beherzten Vermarktungskonzepten, die Nutzerinnern und Nutzern am Ende das gute Gefühl geben, ohne allzu großen Aufwand ihre Wege smart zurücklegen zu können.

Damit sind wir bei der Ausgangsfrage: Holen die Gamechanger den mobilen Menschen nicht richtig ab? Sagen wir so: Die Automobilbranche versteht ihre Käuferinnen und Käufer von Morgen, entwickelt und vermarktet aus diesem Verständnis heraus. Das kann eine Blaupause für den öffentlichen Nahverkehr sein, der gerade erst anfängt, sich mit Mobilität als individuellem Erlebnis zu beschäftigen. Das Auto hat nach wie vor die größere Stahlkraft im Mobilitätsmix, und das bedeutet auch: „Die Versprechen, die Autos uns machen, müssen nicht erfüllt werden, solange sich dazu kein besseres Artefakt anbietet.“ (Zitat: Dipl.-Psychologen Prof. Michael Dick, Auf den Spuren der Motive, Auto zu fahren)

Als Kreative und Markenstrategen begleiten wir Veränderungsprozesse im Nahverkehr

Mit LOOPmünster und kommit für den Kreis Coesfeld haben wir zwei Mobilitätsmarken auf die Straße gebracht, die für individualisierten Nahverkehr stehen. LOOPmünster ist ein Pilotprojekt der Stadtwerke Münster. Das On-Demand-Angebot wird in Münsters Süden getestet und hat die Chance auf einen Rollout in weiteren Stadtteilen.

kommit, die Mobilitätsmarke des Kreises Coesfeld, testet in Senden Angebote für einen verbesserten Nahverkehr im ländlichen Raum – in die Fläche und in Anbindung an städtische Oberzentren und Pendlerziele.

Beide Projekte sind unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie an den Start gegangen. Beide werden als Reallabore wissenschaftlich begleitet und von Land und Bund gefördert.

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